1000 Buchen – ein lebendiges Gedenkprojekt Pflanzaktion am 7. Dezember 2022

Das inklusive Erinnerungsprojekt der Lebenshilfe Weimar / Apolda wurde 1999 initiiert zur Erinnerung an die Opfer der Todesmärsche aus Buchenwald sowie an die Opfer des „Euthanasie“-Programms der Nationalsozialisten. Die Bäume werden entlang der ehemaligen Todesmarschroute der Häftlinge vom KZ Buchenwald in Richtung KZ-Flossenbürg gepflanzt.

Immer wieder werden Erinnerungsbäume von Unbekannten abgesägt und geschändet ‑ so auch mehrfach in diesem Jahr. Wer hat so viel Angst vor einem Baum, der Menschen gewidmet ist, die im KZ umgebracht wurden?

Wir OMAS GEGEN RECHTS WETTERAU sind darüber sehr entsetzt und haben uns entschlossen, eine Baumpatenschaft zu übernehmen, damit die geschädigten Bäume ersetzt und weitere neue hinzu gepflanzt werden können.

Am 7. Dezember 2022 haben wir an der 77. Pflanzaktion teilgenommen und die Patenschaft für eine Wildbirne übernommen.Die Veranstalter der Lebenshilfe freuen sich sehr, dass die zunächst lokal begrenzte Unterstützung der Baumpatenschaften mittlerweile bundesweite Solidarität und Unterstützungsbereitschaft gefunden hat. Bis jetzt sind 200 Bäume gepflanzt worden und es sollen 1000 Bäume werden! Die vielfältigen Redebeiträge von Politikern und Baumpaten zeigten auf, dass es sich lohnt solidarisch zu sein und zu handeln. Die Baumschändungen und die Nazi- Schmierereien sind keine dummen Jungen-Streiche:
Die Übergriffe werden gezielt eingesetzt, um Angst und Verunsicherung zu schüren.

Es sind keine Einzelfälle. Es gibt eine lange Reihe von Schändungen in Buchenwald.

Trauern wir nicht nur um die NS-Opfer, sondern fragen uns auch, warum sie zu Opfern geworden sind: Wegen ihres Glaubens, ihrer Sexualität, des Geburtsortes oder der Gesinnung. „Wir müssen uns mehr erinnern und nicht weniger“ (Ester Bejarano) und in diesem Sinne die Auseinandersetzung mit dem heutigen Rechtsextremismus führen.

Nach einem kurzen Film zur Baumpflanzung wurden die Urkunden für die Baumpatenschaften an die Spender überreicht.

Es folgte ein musikalischer Beitrag:

Das Buchenwaldlied

„Wenn der Tag erwacht, eh’ die Sonne lacht,
die Kolonnen ziehn zu des Tages Mühn
hinein in den grauenden Morgen.
Und der Wald ist schwarz und der Himmel rot,
und wir tragen im Brotsack ein Stückchen Brot
und im Herzen, im Herzen die Sorgen.
O Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen,
weil du mein Schicksal bist.
Wer dich verließ, der kann es erst ermessen,
wie wundervoll die Freiheit ist!
O Buchenwald, wir jammern nicht und klagen,
und was auch unser Schicksal sei,
wir wollen trotzdem ja zum Leben sagen,
denn einmal kommt der Tag: dann sind wir frei! …“

Sichtlich bewegt und berührt von der Veranstaltung fuhren wir zum Abschluss in Kleinbussen zu den Standorten der neuen 21 Bäume auf Herders Ruh und auf der Marienhöhe, Weimar und besichtigten unsere schöne Wildbirne (Baum Nr. 13).
Wir OMAS GEGEN RECHTS WETTERAU sind dankbar und froh, Teil dieses besonderen Gedenkprojekts zu sein.

Gez. Helena Barkić-Deinhart und Martin Deinhart

Grußwort von Angelika Ungerer, OMAS GEGEN RECHTS WETTERAU:
Wir OMAS GEGEN RECHTS WETTERAU begrüßen alle Teilnehmer der heutigen Baumpflanzaktion und freuen uns heute hier sein zu dürfen. Die Schrecken des Nationalsozialismus haben uns nie ganz losgelassen. Alle haben wir in unseren Gemeinden oder von unseren Eltern von den Todesmärschen erfahren. Welches Leid wurde den Menschen angetan, nur weil sie eine andere Religion als die herrschende Rasse hatten, oder nicht den Vorstellungen der Nationalsozialisten erfüllten, was ihrer gesundheitliche Daseinsberechtigung entsprach.

Wir OMAS GEGEN RECHTS stehen für ein vielfältiges Miteinander. Wir machen uns stark gegen Rassismus, Faschismus und Antisemitismus. Für uns gilt: Das Leben ist bunt.

In einer Erklärung erinnern die Nachkommen der ehemaligen Insassen von Buchenwald an den Schwur von Buchenwald: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Dies schulden wir unseren ermordeten Kameraden und ihren Familien.“

Esther Bejarano ist für uns OMAS GEGEN RECHTS ein großes Vorbild. Ihr anhaltendes Aufklären und Mahnen vor einem erstarkten rechten Gedankengut sind uns Mahnung und Weisung zugleich. Wir möchten ebenfalls die Erinnerung hochhalten. Um unseren Kindern und Enkeln die Folgen des Nationalsozialismus und dessen Gräueltaten in Erinnerung zu halten. Die Aussage Esther Bejaranos: Ihr seid nicht verantwortlich für das was war, aber für das was kommt, möchten wir weitergeben.

Dieses Stück lebendiger Erinnerungsweg, der hier entsteht, versinnbildlicht durch Bäume, die Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam pflanzen und durch Baumpatenschaften finanzieren, ist eine Dokumentation für ein friedliches, vielfältiges und buntes Miteinander.

In diesem Sinne sind wir dankbar und froh heute hier teilhaben zu dürfen.