Wir hatten für den 24.01.24 in Bad Vilbel eine Kundgebung auf dem Niddaplatz angemeldet.
Am Abend hielten die OMAS GEGEN RECHTS WETTERAU zusammen mit den Naturfreunden, der Lagergemeinschaft Auschwitz und der AWO eine Kundgebung auf dem Niddaplatz in Bad Vilbel ab.
Clemens Breest (Die Grünen) sprach als Vertreter des Magistrats und hielt eine engagierte und häufig von Beifall unterbrochene Rede. Danach verlas OMA Regina den Offenen Brief der OMAS GEGEGN RECHTS an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, der mit einem eindringlichen Appell, Schaden von Deutschland abzuwenden, endete.
Als dritten Redebeitrag trug Matthias einen „Brief an Sophie Scholl“ vor.
Liebe Sophie Scholl,
ich schreibe dir, weil ich Angst habe.
Angst davor, bald nicht mehr frei sprechen zu können. Angst davor, dass meine Gedanken nicht mehr frei sein werden.
Ich habe Angst davor, dass meine Freunde verfolgt werden, davor, dass Menschen nicht mehr lieben dürfen, wen sie möchten.
Ich habe Angst davor, meiner Tochter eine Welt zu übergeben, in der Faschismus und Rassismus normal ist.
Liebe Sophie, sie waren nie weg. Schlimmer, sie sind wieder da.
Sie sind mitten unter uns, sie tragen nicht mehr die roten Binden und braunen Uniformen. Sie tragen Anzüge, T-Shirts, Regenjacken. Sie wohnen wieder nebenan, sind in unseren Sportvereinen und winken freundlich herüber. Sie tragen die Uniformen und den Rassismus in den Köpfen. Sie missbrauchen das, wofür du und dein Bruder gekämpft haben: Demokratie und Redefreiheit. Sie behaupten „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“,Sie sagen, es ist kein Problem, dass Menschen im Mittelmeer vor unseren Augen ertrinken.Sie sagen Sachen wie, man solle „Das Pack erschießen oder zurück nach Afrika prügeln“ *Dieter Görnert, AFD
Sie sagen das, dass was dir, 6 Millionen Jüdinnen und Juden, Roma, politischen Gegnern, Homosexuellen und behinderten Menschen geschehen ist, nur ein Vogelschiss in der deutschen Geschichte war. *Alexander Gauland, AFD
Liebe Sophie,
ich schreibe dir auch, weil ich große Hoffnung habe.
Ich schreibe dir, weil ich im ganzen Land Menschen sehe, die aufstehen, laut sind und auf die Straße gehen. Sie führen das fort, was ihr begonnen habt. Du wärst stolz.
Ich schreibe dir, weil wir dich, deinen Kampf und all das Grauen nicht vergessen haben. Weil wir wissen, NIE WIEDER IST JETZT.
Wir versprechen dir, wir werden uns weiter gegen Rassismus, Faschismus und Diskriminierung wehren. Wir werden weiter laut sein. Wir werden die Demokratie verteidigen. Wir werden weiter auf die Straße gehen. Wir werden weiter dafür kämpfen, dass kein Mensch illegal ist. Wir werden weiter dafür kämpfen, unsere Meinung frei sagen zu dürfen. Wir werden weiter dafür kämpfen, dass wir lieben dürfen, wen wir wollen. Wir werden dafür kämpfen, unseren Kindern ein Land in Frieden und Demokratie zu schenken.
Ich schließe mit den letzten Worten deines Bruders Hans:
„Es lebe die Freiheit“
Den Abschluss bildete OMA Angelika, sie sagte: Natürlich reicht es nicht, dass jetzt überall in Deutschland die Demokraten aufstehen. Die viel beschworene Brandmauer gegen Rechts muss stehen.
Was wir jetzt brauchen ist ein Handeln der Politik. Es darf keine Zusammenarbeit mit rechten Parteien geben. Weder in den Kommunalparlamenten, noch auf Landesebene oder im Bund.Was wir jetzt brauchen ist eine Sachpolitik, die allen Menschen zugutekommt. Bezahlbaren Wohnraum, ausreichend Betreuungsplätze in Kindergärten und Schulen, weniger Populismus, dafür bessere Kommunikation und nachvollziehbare Handlungsstränge.
Und natürlich reicht es nicht, auf Demonstrationen zu gehen und alles wird gut. Wir alle müssen unseren Mut zusammennehmen und überall dort wo wir Fremdenfeindlichkeit mitbekommen, oder rechte Parolen müssen wir eine Gegenrede halten. Nein zu sagen, oder da bin ich anderer Meinung sollte für uns selbstverständlich werden.