

Überall in der Bundesrepublik wurden am 8. Mai 2025 anläßlich des 80. Jahrestages des Endes des 2. Weltkrieges Gedenkfeiern abgehalten.
So auch in Karben in der Wetterau.
Die Gedenkfeier wurde an der Gedenkstätte Friedenswald abgehalten. Sie war würdevoll, nachdenklich, und auch fröhlich, wurde dem Tag in seiner gesamten Problematik gerecht.
Genau diese Problematik sprach Pfarrer Gieseler in seiner Rede an. Der 8. Mai wurde lange Zeit in der Bundesrepublik Deutschland, in den westlichen Bundesländern, als Tag der Verabschiedung des Grundgesetzes durch den Parlamentarischen Rat angesehen. Das Grundgesetz selbst trat am 23. Mai 1949 dann in Kraft, dieser Jahrestag wurde letztes Jahr überall gefeiert.
Doch es gibt große Teile der Bevölkerung, die mit dem Datum „8.Mai“ eine Niederlage, eine Demütigung für Deutschland empfinden. Dies kam in dem Vortrag der Schülerinnen und Schüler der Kurt-Schumacher-Schule Karben zum Ausdruck. Sie hatten Karbener als Zeitzeugen zum 8. Mai 1945 befragt, wie sie subjektiv das Ende des Krieges, den Einmarsch der Amerikaner und die Zeit danach empfanden.
Beide emotionale Richtungen wurden deutlich: Die einen waren erleichtert, dass Krieg und Nazi-Terror beendet waren; die anderen waren zunächst enttäuscht, wollten sie doch Deutschland als Sieger sehen. In der Rückschau war jedoch auch diesen Befragten klar, dass die bedingungslose Kapitulation am 8. Mai 1945 die bessere Option war.
Alle Zeitzeugen einte die Unsicherheit, was nun nach dem Ende des Krieges, nach dem Ende der Nazi-Herrschaft auf sie zukäme. Vorsicht gegenüber und auch Angst vor den fremden Soldaten prägte die Zeitzeugen, doch dann die Erleichterung, dass alles gar nicht so schlimm war. Im Gegensatz zu anderen Landesteilen war die Wetterau und hier Karben nicht von Hungersnot betroffen – es war eine ländliche Gegend mit vielen Bauern…..
Die Ambivalenz zum Datum „8. Mai“ war der rote Faden in der Ansprache von Pfarrer Gieseler: Tag der Befreiung, Tag der Niederlage, ein Tag, den man vergessen sollte, ein Tag, der gefeiert werden sollte – er spannte den Bogen über alle Varianten, erwähnte die Bundespräsidenten Heinemann und von Weizsäcker genauso wie die revisionistische Einstellung von Franz Josef Strauß. Es war eine spannende, nachdenkliche und vielfältige Rede, die ziemlich genau die Situation, die Gemütslage in unserer Gesellschaft widerspiegelte.
Alle Redebeiträge wurden vom Schülerorchester „Attacka“ der Kurt-Schumacher-Schule umrahmt. Die gespielten Medleys gaben der doch feierlichen und nachdenklichen Veranstaltung einen auflockernden, fröhlichen Touch.
Die anwesenden OMAS nutzten auch die Gelegenheit, mit Vertretern der Stadt und des örtlichen antifaschistischen Bündnisses zu sprechen. Zudem traten sie auch in den Austausch mit Verwandten von Opfern und erfuhren, dass faschistisches Gedankengut in vielen Familien immer noch vorhanden ist.