Das Bündnis „Bad Vilbel steht auf für Demokratie und Vielfalt“ hatte im November neben der Vorlese-Veranstaltung in der Stadtbibliothek Bad Vilbel zwei weitere Veranstaltungen.
Am 5. November wurde im Rahmen des „Christuskino“ im Gemeindesaal der Christuskirche (Ev. Auferstehungsgemeinde) der Film „Die Möllner Briefe“ gezeigt. Die OMAS GEGEN RECHTS Wetterau hatten im Bündnis nach einer Möglichkeit gefragt, den Film zu präsentieren, und erhielten innerhalb kürzester Zeit die Zusage für eine Vorstellung.
Die Vorstellung war sehr gut besucht, und die anschließende Diskussionsrunde zeigte, dass auch hier die Zuschauerinnen und Zuschauer wie bei der Vorstellung in Bad Nauheim tief berührt wurden. Neben den Punkten, die in Bad Nauheim angesprochen wurden (siehe Beitrag hierzu im Oktober), wurde hervorgehoben, dass dieser Film ausschließlich die Sicht der Opfer darstellt. Die Täter werden nur insofern erwähnt, als dass sie kurze Zeit nach den Taten gefasst und auch verurteilt wurden – es werden weder Namen noch Alter noch Motive genannt. Die Fokussierung auf die Opfer reißt die Zuschauenden mit in das Trauma der Ereignisse und macht deutlich, dass es wirklich wichtig ist, sich um die Opfer solcher Attentate zu kümmern.
Beim letzten Termin der Veranstaltungsreihe des Bündnisses zusammen mit den OMAS GEGEN RECHTS Wetterau ging es ebenfalls um Opfer rassistischer, antisemitischer oder auch fremdenfeindlicher Gewalt. In vorherigen Veranstaltungsreihen hatten Prof. Dr. Eva Walther (April 2024) und Prof. Benno Hafeneger (November 2024) über psychologische Hintergründe, Motive und Handlungsweisen der AfD und ihres erwachsenen und jugendlichen Klientels referiert. Fragestellung seitens des Publikums war nur sehr eingeschränkt möglich. Der Gesprächsbedarf, der Wunsch nach Meinungsaustausch und die Fragen nach Hilfestellungen im Umgang mit alltäglichem Rechtsextremismus, mit Verschwörungserzählungen und verbalen Entgleisungen blieb groß. Aus diesem Grund hatte das Bündnis den Verein „Jetzt e.V.“ Beratungsnetzwerk Hessen eingeladen. Anne Willmers und Silke Sauer stellten den Verein zunächst vor: Aufsuchende Beratung für Betroffene rechtsextremer und menschenfeindlicher Gewalt. Das Netzwerk hat ca. 50 staatliche und zivilgesellschaftliche Träger, die Geschäftsstelle ist das Demokratiezentrum an der Uni Marburg, wird von „Demokratie leben“ und dem Land Hessen finanziell unterstützt. Die Beratungen werden von Prof. Hafeneger wissenschaftlich begleitet und anonymisiert ausgewertet.
Nach dem Einführungsvortrag bildeten sich Arbeitsgruppen von jeweils 5 bis 6 Personen, die ihre Fragen, Anregungen, Erlebnisse in Stichworten auf Karteikarten festhielten. Etliche Themen der Arbeitsgruppen überschnitten sich; die Referentinnen besprachen die Schwerpunkte mit den Anwesenden. Sie gaben Ratschläge, wie man in bestimmten Situationen reagieren könne, und es gab auch Tipps von Teilnehmenden der Veranstaltung. Und es wurde klargestellt, dass niemand zur kostenlosen Beratung in ein Büro gehen muss – die Berater und Beraterinnen kommen zu denen, die einen Bedarf anmelden: Vereine, Schulen, Organisationen, Initiativen und einzelnen Personen. Die ausgelegten Broschüren wurden gerne mitgenommen, als nach ca. 2 Stunden die Veranstaltung beendet war.

